(Bilder kommen noch)
Geplant war sieben bis halb acht Frühstück, halb acht bis acht „Greetings to the family“ und um acht Aufbruch nach Jinja. Emmanuel hat das gestern Abend ganz ernst verkündet, aber die erfahrenen Uganda-Reisenden wissen, vor neun kommen wir hier nicht weg.
Ich bin früh auf den Beinen, um Blog zu schreiben, leider ist der Internet-Router in einem der Zimmer, sodass ich erst spät Zugang habe und nur noch den Text, aber keine Bilder einstellen kann. Ab sieben regt sich dann tatsächlich Leben im Guesthouse, jeder packt und räumt und frühstückt zwischendurch ein wenig. Einiges an Koffern bleibt hier, allein das braucht Zeit, um die Sachen in die richtigen Kanäle zu bringen.
Heike geht um acht zu den Schneiderinnen, weil die in letzter Minute – das heißt vermutlich in der Nacht – noch zwei bestellte Kleider fertig gemacht haben. Sie erscheint mit einem tollen roten Kleid und ist ganz glücklich über ihre Errungenschaft.
Kurz darauf kommt die Leiterin der Schneiderei Petra ins Guesthouse und bringt Geschenke: Die Schneiderinnen haben für jeden von uns ein Kleid oder Hemd genäht. Großartig!

Rebecca, Vivian, Francis, Tonny, Pius und Florence sind ins Guesthouse gekommen, um uns zu verabschieden. So machen wir uns nach vielen Umarmungen und guten Wünschen um halb neun auf den Weg zu den Familien von Emmanuel und Berna. Bernas Vater ist 93 und hat als Arzt teilweise in Uganda und teilweise in Kanada gearbeitet. Auch ihr Bruder Makhmot, der als Anwalt ebenfalls in Uganda und Kanada tätig ist, ist da.

Natürlich müssen wir uns ein bisschen hinsetzen und reden, bevor es dann weiter zu Emmanuels Mutter geht. „Mutter“ ist hier ein weiter Begriff, sie ist in irgendeiner Konstellation seine Tante. Sie sitzt mit ihren 78 Jahren vor ihrer Rundhütte und freut sich, dass wir vorbei schauen.

Kurz vor halb zehn geht es dann tatsächlich los und zwar mit dem Team Ladies, gefahren von Julias, im Safari-Bus und mit Emmanuel, Robert und mir im Auto. Schnell fangen wir an, all die Themen zu besprechen, müssen aber etwas aufpassen, dass Emmanuel nicht zu sehr vom Fahren abgelenkt wird. Nach zweieinhalb Stunden schlechter Piste erreichen wir Soroti. Das stundenlange Rütteln auf der Straße wird auch als „afrikanische Massage“ bezeichnet.
In Soroti machen wir kurz an einer Tankstelle Pause und Emmanuel stellt fest, dass ein Reifen am Auto fast platt ist. Bei uns wäre das ein größeres Problem, vor allem am Sonntag, aber wir wissen schon, dass so etwas in Uganda sehr schnell gelöst wird. Das, was bei uns als Notfall-Set in vielen Autos ist, also etwas flüssiger Kautschuk, der im Reifen verteilt wird, wird hier als dauerhafte Lösung eingesetzt. Die Arbeiter von der Tankstelle haben viel Übung und fünfzehn Minuten später können wir weiterfahren.
Nach Soroti haben wir endlich geteerte Straße und ich fange an, die Folgeaktivitäten, die sich aus den verschiedenen Themenbereichen ergeben, aufzuschreiben. Es gibt übergeordnete Aufgaben, Aufgaben für die Schule und den Kindergarten, Aufgaben für landwirtschaftliche Kooperative und für den Business Hub. Schnell sind fünf Seiten meines Hefts gefüllt. Wie ich langsam aufhöre zu schreiben, schlägt Emmanuel vor, das alles gleich noch gemeinsam durchzugehen und zu ergänzen. Als wir in Jinja ankommen, ist das Arbeitsprogramm für die nächsten Wochen fertig.
Wir gehen in Jinja zunächst eine Kleinigkeit essen und wollen dann im Nile Bridge Cottage einchecken. Leider müssen wir feststellen, dass sich am Safari-Bus die hintere Tür nicht öffnen lässt und wir deshalb nicht an einen Teil des Gepäcks kommen. Eine halbe Stunde lang versuchen wir alles mögliche, dann beschließt Emmanuel, sich mit Hilfe von Bernas Bruder Ambrose, einem Arzt im Krankenhaus von Jinja, einen Mechaniker zu besorgen. Berna, Juliette und Emmanuels Nichte Patricia wollen mit dem Auto weiterfahren nach Entebbe, zur Not mit unvollständigem Gepäck.
Eine halbe Stunde später ist Emmanuel zurück, die Tür hat es sich beim Fahren anders überlegt und geht zumindest ab und zu wieder auf. Das Auto mit den Frauen kommt auch noch einmal, um das Gepäck zu vervollständigen, und Berna beschließt, weil es sowieso schon spät ist, hier zu bleiben.
Die Zeit reicht noch, um zum Jinja Sailing-Club zu fahren, um von dort eine Schifffahrt zum Nil-Ursprung zu machen. Die ist bei Sonnenuntergang sehr schön, wir sehen viele verschiedene Arten von Vögeln und fahren an die Stelle, wo der Nil zu 70 % vom Wasser des Victoria-Sees gespeist wird und von 30 % von unterirdischen Quellen. Die Strömung und die Wirbel hier sind enorm.
Gegen acht Uhr sind wir in einem Restaurant zum Abendessen. Es ist sehr schön dort, aber das Ganze wird etwas überschattet von der Nachricht, dass Francis in Gulu einen Unfall hatte. Ein Boda-Boda-Fahrer hat sein Auto gerammt. Das ist eine sehr gefährliche Situation, wie wir erfahren, weil die Boda-Boda-Fahrer eine verschworene Gemeinschaft sind, und man schnell angegriffen wird. Der Boda-Boda-Fahrer scheint aber nicht schwer verletzt zu sein, sondern ist mit einem Kollegen geflüchtet, während Francis zur Polizei gefahren ist. Der Schaden und viel Ärger bleibt, und es kann gut sein, dass ihm die Polizei wegen Fahrerflucht auch noch Geld abnimmt. Wir hoffen, das Ganze renkt sich schnell wieder ein.
Nach einer letzten Desinfektion mit etwas Uganda Waragi auf dem Hotelparkplatz gehen wir – wie immer hier todmüde – ins Bett.
lieber Albert, wieder eine spannende Morgenlektüre
We do our very best!
toller Bericht, und schicke Kleider 🙂
Ich mag Deiner Berichte
Gruß
Traudl
Danke, Traudl – heute geht’s wieder zurück in die Heimat.
Liebe Grüße,
Albert