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Viel Information und viel Strecke

Nachdem ich frühmorgens, wie immer, meine Kommunikationsaufgaben erledigt habe, bin ich einigermaßen entspannt, als Robert zum Frühstück erscheint und Emmanuel kurz vor neun von seinem Haus in Gulu zu uns in die Lodge kommt. Es eilt etwas, weil wir eigentlich schon um halb neun im Ocee Jesuit College sein sollten. Mit knapp einer Stunde Verspätung kommen wir auch dort an – also fast pünktlich.

Father Boniface, der Schulleiter, und Father Felix, der ältere, aber sehr beeindruckende Pater, der vor zwei Jahren die Messe bei der Schuleröffnung zelebriert hat, empfangen uns. Auch Ronald, ein Lehrer für die Landwirtschaft kommt dazu. Wir werden eineinhalb Stunden auf dem Schulgelände herumgeführt und es ist hochinteressant, alle unsere Fragen beantwortet zu bekommen.

Das College ist eine Secondary School und hat 1.000 Schüler. Alles sieht sehr wohlgeordnet und aufgeräumt aus und wir merken schnell, dass wir hier in einer Schule mit sehr hohem Qualitätslevel sind. Father Boniface sagt, die Schülerinnen und Schüler auf das Niveau zu bringen, dass sie dann studieren können, ist die Mindestanforderung, über die man gar nicht erst nachdenken muss, erst darüber beginnt der zusätzliche Anspruch, dem man gerecht werden möchte. So ähnlich sollten wir das für unsere Berufsschule auch sehen.

An den Wänden gibt es interessante Statements, ein Plakat mit Botschaften an die Eltern gefällt uns besonders.

Wir erfahren viel über die Handhabung von Schulgebühren und Stipendien und über das Ziel, den Anteil der selbstproduzierten Essensversorgung zu erhöhen, um im Gegenzug die steigenden Personal- und Materialkosten zu kompensieren und die Schulgebühren stabil halten zu können.

Interessant ist auch die schuleigene Landwirtschaft, von der wir einen Teil auf dem Schulgelände anschauen können. Hier findet Ausbildung statt und hierher kommen auch Studenten von den Universitäten, um zu lernen. Daneben gibt es aber auch noch in einiger Entfernung eine separate Farm mit ungefähr 65 Hektar. Bemerkenswert ist eine große Biogasanlage, die einen Großteil des Kochgases für die Küche abdeckt.

Wir verlassen das College mit dem Gefühl, viel an Wissen mitnehmen zu können und dem Wunsch, weiterhin in Kontakt zu bleiben. Father Felix, der in Adilang wohnt, wird am Freitag zur Graduierung kommen.

Danach starten wir eine kleine Einkaufstour in Gulu, weil Heike für die Lagerung von Schneidermaterialien und auch für Spiele, die sie im Rest der Woche für die Kinder geplant hat, einiges benötigt. Das ist komplizierter, als ich gedacht hatte, aber am Ende haben wir alles.

Wir fahren zum Haus von Emmanuel, in dem uns seine Schwester Gloria empfängt und wohin auch Rebecca und Vivian, zwei Vorstandsmitglieder von Dongo Paco kommen, die mit uns nach Adilang fahren werden. Emmanuel hat eine größere Herausforderung neben fünf Personen auch noch das Gepäck und vieles, was Berna in Adilang noch braucht, unterzubringen. Wir bekommen köstliches Mittagessen mit Huhn und Fisch und brechen dann zügig auf.

Unser nächstes Ziel ist die Schule Friends of Orphans in Pader. Diese Schule ist gleichzeitig Secondary School und Berufsschule. Leider ist nur der Leiter der Secondary School da, der nicht allzu tief über die Themen der Berufsschule Bescheid weiß. Wir bekommen detaillierte Informationen über die Schulgebühren und diskutieren Themen, wie zum Beispiel die im Verlauf eines Jahres abnehmende Zahl der Auszubildenden. Der Schulleiter sieht den Hauptgrund darin, dass Schüler sich nach einem Term schon irgendeine Arbeit suchen, die Geld bringt, und nicht zum nächsten Term zurückkommen. Das ist nicht ganz optimal, aber das Ausbildungsziel, nämlich Arbeit zu haben, ist trotzdem ein Stück weit erreicht.

Von Pader aus ist es nicht mehr allzu weit nach Adilang, allerdings werden die Straßen immer schlechter. Manche Schlaglöcher sind eine echte Herausforderung – auch Schritttempo wäre hier schon zu viel.

Im Auto wird noch viel diskutiert über Themen, die für dien nächsten Tage relevant werden, zum Beispiel die Handynutzung in der Schule, was vermutlich in der Sitzung des Schulvorstands zur Sprache kommt, und die Initiierung des Kindergartens in Lamwon.

Gegen halb sieben, also im letzten Tageslicht, erreichen wir das Guesthouse in Adilang, wo wir herzlich empfangen werden.

Heike hatte hier in Adilang eine interessanten Tag mit den Schneiderinnen. Sie waren auch sehr produktiv und haben tolle Blüten gefertigt. Die Ergebnisse sind wirklich schön anzuschauen.

Im Guesthouse hat sie große Freude, in der Küche mitzuhelfen, um sich über die Kochkünste gegenseitig auszutauschen und sie hat viele Pläne für die weiteren Tage.

Barbara und Veronika sind heute Mittag in den Nationalpark Kidepo aufgebrochen und kommen erst morgen Mittag zurück.

Abends kommt noch der zweite Vorstand von Dongo Paco Francis dazu und wir sitzen in relativ kleiner Runde im Innenhof des Guesthouses, genießen das gute Abendessen und haben noch viel Gelegenheit für angeregte Gespräche und lustige Erzählungen.

6 Gedanken zu „Viel Information und viel Strecke“

  1. Danke Albert für die anschaulichen Berichte von heute und den letzten Tagen. Man kann vieles davon nachvollziehen, beinahe als ob man dabei wäre. Besonders schön die Darstellungen und die Bilder vom Leben dort. Die Motivation der Beteiligten spürt man deutlich.

    Wenn Du zurück kommst, dann erzähle bitte was ein „Zimtapfel“ ist 🙂

    Alles Gute weiterhin
    Traudl Hinterberger

    1. Liebe Traudl,
      es sind so viele Eindrücke und Themen – man muss aufpassen, dass man nicht schwindlig wird. Aber das legt sich wieder.
      Danke für deine Begleitung,
      Albert

    1. Lieber Franz, egal, von welcher Richtung man kommt, die letzten zwei Stunden vor Adilang sind immer „anspruchsvoll“. Aber am Ende sind wir immer da.
      Viele Grüße nach Töging,
      Albert

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