Bei unseren Reisen nach Adilang haben wir immer wieder auch die äußeren Gemeindeteile besucht. Etwa 75 % der mehr als 20.000 Einwohner der Gemeinde leben außerhalb des Trading Centers, zum Teil bis zu 20 Kilometer entfernt. Die Menschen dort leben oft in sehr armen Verhältnissen, in den Trockenzeiten ist vielfach Hunger angesagt und Krankheiten sind ein großes Risiko, da man ohne Geld in die meisten Krankenhäuser noch nicht einmal zur Tür hineinkommt.
Insbesondere die Kinder in diesen Orten leiden unter der Situation – immer wieder sieht man Kleine mit Hungerbäuchen. Die folgenden Bilder sind an drei verschiedenen Stellen im Januar 2023, im Januar 2024 und im Mai 2024 entstanden.
Viele dieser Kinder werden es unter diesen Gegebenheiten nie bis in unser Adilang Vocational Training Institute schaffen, weil ihre Vorbildung in Primary und ggf. Secondary School nicht reichen wird. Und daran können auch Stipendien für unsere Berufsschule nichts ändern.
Laut Emmanuel beginnt das schon damit, dass die Kleinsten eigentlich in der vorgelagerten Nursery School bis zum Alter von sieben Jahren etwas lesen und schreiben und auch etwas Englisch lernen sollten, dass die nächste dieser Vorschulen aber oft viel zu weit weg ist, als dass sie dort hingehen könnten. Damit haben sie schon einen entscheidenden Rückstand, wenn sie in die Primary School kommen.
Wir haben auf der Fahrt durch Uganda lange diskutiert, wie man das ändern könnte, wie man einen Weg finden könnte, die Vorschule zu den Kindern zu bringen. Kernfrage ist dabei, wie man Halbtags-Lehrkräfte bezahlen kann, die dann vor Ort unterrichten. Von den Familien Kleinstbeträge einzusammeln, ist unrealistisch, auch wenn es pro Monat nur zwei oder drei Dollar wären. Emmanuel brachte dann den Gedanken ins Spiel, dass wir in solchen Weilern Brunnen bräuchten. Wir könnten dann vermutlich die Menschen dort überzeugen, dass sie für diesen Zweck Land zur Verfügung stellen, auf dem dann mit Hilfe des Wassers Gemüse angebaut werden kann, das am Markt verkauft wird, um mit diesem Geld die Lehrkräfte zu bezahlen.

Unmittelbar danach vermittelte mir ein ehemaliger Chef den Kontakt zu Ingo Faecks, dem CEO einer großen Digitalagentur, der gleichzeitig im Vorstand der Hilfsorganisation Global H2O tätig ist, die schwerpunktmäßig in Uganda Brunnen bohrt. Ingo gefiel unser Vorhaben, weil hier die Chance bestand, mit einem in dieser Gegend ohnehin schon sehr wertvollen Brunnen noch weiteren Mehrwert zu stiften.
Ende Oktober ging dann plötzlich alles sehr schnell. Der Vorsitzende der Gesamtorganisation Global H2O, der Amerikaner James Wilde stimmte dem Vorhaben zu und gab als Zieltermin für den fertigen Brunnen Thanksgiving, also den 28. November 2024 vor. Wie gut, dass Emmanuel bereits für den Standort Lamwon, den wir von unserem Besuch im Januar 2023 kennen, alles geklärt hatte, einschließlich von Verträgen für die Landnutzung. James Wilde schickte auf direktem Weg einen Bohrtrupp in Uganda los, der am 18. November anrückte …

… der am 19. November zu bohren begann …

… und am 20. November freuten sich die Kinder, dass der Brunnen gebohrt und verrohrt war.

Eine Woche später war auch die Handpumpe installiert und damit der Brunnen einsatzfähig, sodass die Übergabe erfolgen konnte. Die Menschen in Lamwon müssen nun nicht mehr 800 Meter bis zum nächsten Brunnen gehen – hört sich vielleicht nicht soviel an, aber all die Wasserkanister über diese Strecke zu schleppen, ist überaus beschwerlich. Und jede Art von Bewässerung ist über diese Distanz sowieso ausgeschlossen. Für die ca. 500 Bewohner von Lamwon ist kaum zu glauben, was hier gerade passiert. Emmanuel schrieb: „It beats everybody’s expectations.“

Beim Thanksgiving-Dinner von Global H2O, an dem wir teilnehmen konnten, freuten sich alle über unseren neuen Brunnen und, weil es ja eine Wohltätigkeitsveranstaltung war, wurde an diesem Abend gleich das Geld für den nächsten Brunnen gesammelt.
Was heißt das nun für die Kinder in Lamwon? Viele Mechanismen müssen jetzt in Gang kommen, damit ausgehend von dem neuen Brunnen eine nachhaltig lebensfähige Nursery School entsteht. Aber die Bewohner dort haben schon angefangen, das zugesagte Land für den Gemüseanbau freizumachen und in diesen Tagen beginnen sie mit dem Erstellen von Ziegeln für den Schulbau. Ziel ist, dass sie den Bau selbst errichten und auch einfache Möbel selbst schreinern.

Wenn es gelingt, dass die Menschen da draußen das Ganze als ihre Chance und als ihr Projekt begreifen, dann kann unser Vorhaben funktionieren, aber das ist noch ein sehr weiter Weg. Wenn es aber erfolgreich ist, dann war dies vermutlich nicht der letzte Brunnen und damit hoffentlich nicht die letzte Vorschule, die initiiert werden kann. Zwei weitere Außenbezirke, die zunächst zögerten, wollen nun sofort die Landverträge unterschreiben. Und Global H2O hat bereits signalisiert, an der weiteren Entwicklung sehr interessiert zu sein.
Ja, und übrigens: Emmanuels Freunde aus dem österreichischen Zell haben zugesagt, für dieses Vorhaben eine Solarpumpe und einen Wassertank zu finanzieren. Damit können wirksam größere Flächen bewässert werden, was die Erfolgsaussichten zum Wohle der Kinder stark erhöht.
Wir werden in jedem Fall im Januar auf unserer Reise auch nach Lamwon kommen, um zu sehen und zu verstehen, wie das Vorhaben voran geht und ich bin mir sicher, die Menschen dort wollen beweisen, dass die Wahl des ersten Standorts eine gute Wahl war.
Lieber Albert,
es ist schon erstaunlich, was du da, für uns plötzlich, aus deinem „Zauberhut“ holst! Es freut mich sehr, dass das, was ihr als Idee für die Zukunft hattet, jetzt so schnell indie Tat umgesetzt wird.Ein schönes Weihnachtsgeschenk!
Liebe Grüsse
Andrea
P.S.: Ich bin begeisterte Bloggleserin.
Liebe Andrea,
danke für deine Begeisterung und deine große Unterstützung für unser Projekt! Ich denke auch, dass der neue Brunnen und die damit verbundene Chance auf eine Vorschule „weit draußen“ ein wunderbares Weihnachtsgeschenk ist.
Alles Gute, liebe Grüße,
Albert
Was für ein wunderbarer Ausblick in die Zukunft! Ich wünsche allen Beteiligten für das neue Jahr viel Erfolg!
Gruß aus Würzburg.
Liebe Traudl,
gemeinsam werden wir auch im Neuen Jahr wieder viel zustande bringen! Ich freu mich drauf!
Liebe Grüße,
Albert