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Unterwegs in Adilang

Nach dem Frühstück – es gab wieder Rolleggs – fahren wir zur Schule. Ich kann wieder das Dongo Paco-Büro benutzen und zwischendurch versuche ich, die Bemühungen um die Solarkocher etwas zu intensivieren. Das Verstellen des Winkels zur Sonne funktioniert noch nicht so richtig, der reflektierende Edelstahltopf wird durch einen schwarzen Topf ersetzt, der die Sonnenstrahlung besser absorbiert, und ein Deckel ist auch eine gute Idee. Am Ende schaffen wir es, etwas Wasser zum Kochen zu bringen und die Köchin versucht sich an der ersten Portion Gemüse.

Emmanuel ist inzwischen dabei, mit einigen anderen die beiden Kameras zu installieren, die ich mitgebracht habe. Es dauert einige Zeit, aber dann sind sie vom Ergebnis ganz begeistert. Das ist auch wieder ein kleiner Beitrag, um die Sicherheit auf dem Schulgelände zu gewährleisten.

Zusammen mit Emmanuel gehe ich dann noch die April-Zahlen für den Bau des zweiten Schlafsaals durch, die wir gegenüber der Schmitz-Stiftung nachweisen müssen. Das kostet uns eine Stunde, ist aber trotzdem wesentlich schneller als dies alles per Mail hin und her zu klären. Nach ein paar Anrufen im Rostwa-Büro in Entebbe sind alle Fragen geklärt.

Ich schaue dann noch nach meinem Baum, den ich im Januar gepflanzt habe, lasse mir aber zur Sicherheit von Pius bestätigen, dass ich auch den richtigen fotografiere.

Kurz vor Mittag fahren wir dann in die Ortsmitte von Adilang, um ein Haus zu besichtigen, dass für die graduierten Schneiderinnen angemietet werden soll. Die zehn jungen Frauen warten schon auf uns und auch der Bürgermeister Santos kommt dazu. Auf den ersten Blick macht das Gebäude nicht den besten Eindruck, im Haus ist es auch zu dunkel, um zu nähen. 

Die Mienen der jungen Frauen hellen sich aber auf, als Emmanuel, sein Ingenieur Oscar und ein Bauleiter laut überlegen, dass man eine Tür schließen könnte, um mehr Platz für Arbeitsplätze zu bekommen, die Veranda könnte um die Ecke verlängert werden, um auch im Freien genug Platz zum Arbeiten zu haben, ein zusätzliches Fenster könnte eingebaut werden, die Luftdurchlässe mit den Delphi-Steinen könnten erweitert werden und natürlich würde das Ganze gestrichen und hübsch gemacht. 

Der Standort des Hauses ist im Übrigen optimal, weil es direkt am Marktplatz liegt, an dem jeden Montag ein großer Markt stattfinden. Das erleichtert nicht nur den Verkauf, sondern die Schneiderinnen sind hier auch gut sichtbar und können sich sogar mit ihren Maschinen auf dem Markt platzieren. Das hört sich alles nach einer guten Lösung an.

Spöter erfahre ich von Emmanuel, dass nun geplant ist, dass die Schneiderei schon im Juni loslegen kann und dass vermutlich gleich ein erster größerer Auftrag an Land gezogen werden kann, nämlich Arbeitskleidung für das David Fagerlee Medical Center – wenn das keine guten Nachrichten sind.

Inzwischen sind Markus, Victoria und Andreas von ihrem Ausflug in den Kidepo Nationalpark zurückgekommen, wir bekommen ein Mittagessen im Guesthouse und gehen dann zum Rathaus, wo uns Santos erwartet, damit wir uns in das Buch der Gemeinde eintragen. 

Emmanuel holt uns am Rathaus ab und wir fahren in einen der Außenbezirke von Adilang, um drei Stipendiaten, die in unserer Schule die Maurerausbildung machen, zu besuchen. Der erste heißt Bosco und lebt hier mit seiner Mutter, die ihre Kinder alleine großgezogen hat, da der Vater im Bürgerkrieg gestorben ist. Die Eingang in die Hütte der Mutter ist so niedrig, dass wir uns tief bücken müssen, um hinein zu kommen. Im Inneren ist es auch tagsüber sehr dunkel und die Möblierung besteht aus einer Strohmatte zum Sitzen, einer dickeren Decke zum Schlafen und einigen Töpfen, die an der Decke aufgehängt sind und die Funktion eines Regals erfüllen. In der Hütte glimmt auch eine kleine Kochstelle. Trotz allem macht das alles einen ordentlichen Eindruck und auch um die Hütte herum ist alles aufgeräumt. Bosco lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in einer separaten Hütte.

Er erzählt, dass er nach der Schule lange zu Hause war und keine Hoffnung mehr hatte, weitere Ausbildung zu bekommen und wie froh er ist, dass sich durch das Stipendium eine Chance ergeben hat.

Auf dem Weg zu Grace, der einzigen Frau, die die Maurerausbildung macht, wird die Schar der Kinder, die uns umringt immer größer, und Markus hat zwar eine ganze Tüte voller Süßigkeiten dabei, aber auch diese sind irgendwann zu Ende. Das Treffen mit Grace und ihrer Familie ist wirklich nett und wir lachen viel. Trotzdem sind die Lebensumstände der Leute hier für uns kaum fassbar und dabei geht es nicht um irgendwelchen Luxus – nicht nur, dass dass die meisten Kinder hier in zerlumpter Kleidung unterwegs sind, wir sehen auch eine ganze Reihe von Kindern mit aufgeblähten Hungerbäuchen. Und bei Hunger hört der Spaß auf.

Die letzte Station ist bei Alex, der schwitzend direkt vom Fußballplatz kommt. Auch hier hören wir, dass die Ausbildung für den jungen Mann eine einzigartige Chance darstellt und die ganze Familie hofft, dass auch seine jüngeren Geschwister profitieren können, wenn er seinen beruflichen Weg macht.

Es ist schon dunkel, als wir ins Guesthouse zurückkommen. Der Bürgermeister Santos und der Bürgermeister einer weiteren Teilgemeinde von Adilang Mohammed, den wir schon von unseren früheren Aufenthalten bestens kennen, warten schon auf uns. Es gibt Abendessen und wir sitzen noch lange gemütlich zusammen. Zum Abschied wird noch zu zwei ugandischen Liedern getanzt, alle müssen mitmachen, wobei die zwei Bürgermeister und Berna die Profis unter allen Tänzern sind. Was für ein schöner Abschluss unseres Aufenthalts in Adilang!

1 Gedanke zu „Unterwegs in Adilang“

  1. Lieber Albert, vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
    Ich bin wieder mal tief beeindruckt über die Entwicklung in Adilang. Du hast uns die gute Stimmung und den enormen Eifer in der Schule rüber gebracht, das zunehmende Ansehen der Einrichtung und den offensichtlichen Stolz aller Beteiligten darüber, und ganz besonders mit der Vorstellung von Einzelpersonen in ihrem Zuhause welche positive Auswirkung das hat.

    Das Projekt wächst schneller als Dein Bäumchen 🙂

    Liebe Grüße aus Würzburg
    Traudl

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