Der Plan war, um halb sieben in Adilang loszufahren, was bedeutet, dass wir froh sind einschließlich Packen und Verabschieden um sieben loszukommen.

Wir wollen als Erstes Markus, Viktoria und Andreas in Lira am Flughafen abliefern, weil sie Bwindi in den Nationalpark wollen, um die Gorillas zu sehen. Die Straße von Adilang nach Lira ist in einem furchtbaren Zustand. Immer wieder muss unser Fahrer Tony sich mühsam durch tiefe Löcher kämpfen, die teilweise auch noch mit Wasser gefüllt sind. Kurz vor zehn sind wir am Flughafen. Wobei man sich Flughafen vielleicht etwas anders vorstellt, die Abflughalle ist mehr ein Zimmer mit ein paar Stühlen und das Rollfeld ist eine Wiese.

Wir hätten uns aber nicht so beeilen müssen, weil die drei erfahren dort, dass das Flugzeug kaputt ist und gegen ein anderes ausgetauscht werden muss. Es wird mit einer Verzögerung von ungefähr eineinhalb Stunden gerechnet. Als es dann noch heißt, dass das Flugzeug in Entebbe wegen Unwetter nicht starten kann, beschließen wir, in Lira in die Innenstadt zu fahren, um dort in einem Hotel zu warten.
Zwischendurch kommt Francis, der zweite Vorstand von Dongo Paco vorbei, da er gleich um die Ecke in einer Bank arbeitet. Ich freue mich sehr, ihn wiederzusehen.

Es dauert und dauert und die drei werden zunehmend unruhiger, da sie heute unbedingt noch ankommen sollten. Endlich heißt es dann, dass das Flugzeug in Entebbe gestartet ist und gegen halb drei können sie dann tatsächlich in Lira losfliegen.

Wir anderen fahren in Lira zu einer Berufsschule mit dem Namen „St. Konrad“, wo Schreiner ausgebildet werden. Ich war vor zweieinhalb Jahren schon einmal hier und es ist interessant, die Entwicklung zu sehen. Der Gesamteindruck hat sich aber wenig verändert. Die Lehrwerkstatt ist vermutlich die am besten ausgestattete Schreinerwerkstatt im ganzen Bezirk, aber auf andere Themen wird offensichtlich weniger Wert gelegt. So gibt nach wie vor nur einen Brunnen und einige Regenwassersammelbecken, aber keinen Wasserturm und Leitungen.

Nächstes Ziel ist das Kinderheim St. Clare, in das ich nun schon das fünfte Mal komme. Auf der Fahrt diskutiere ich mit Emmanuel, ob wir in der Berufsschule einen speziellen Ausbildungsgang für junge Mütter anbieten könnten, weil wir dafür eventuell Förderung bekommen könnten. Wie immer ist Emmanuel in seinem Denken schon einen ganzen Schritt weiter. Er würde dies gerne konkretisieren mit einer Ausbildung für Lehrtätigkeiten mit Vorschulkindern, was in Uganda heißt, bis sieben Jahre. Speziell gestern Nachmittag haben wir hunderte von Kindern gesehen, die in diesem Alter aufgrund der Entfernung noch in keine Nursery School gehen können und damit die Vorbereitung auf die Primary School verpassen. Damit bringen sie Voraussetzungen wie die Fähigkeit zu Schreiben und zu Lesen, aber auch die Fähigkeit zur Kommunikation nicht mit. Es wäre ungefähr so, wie wenn bei uns kleine Kinder gleich in der zweiten Klasse anfangen müssten. Dies führt dazu, dass viele den Anschluss nicht finden, und oft dann mehr oder weniger gar nicht in die Schule gehen.
Man könnte hier neben der Ausbildungsmöglichkeit in der Berufsschule auch die dezentrale Struktur nutzen, die Dongo Paco in Form von Ansprechpartnern in der ganzen Gemeinde aufgebaut hat. Einiges an Ideen gibt es schon, es sind aber auch noch einige Fragen offen, wenn es darum geht, so ein Konzept nachhaltig zu gestalten.
Mit lauter Reden vergeht die Zeit wie im Flug und schon kommen wir in St. Clare an. Die Leiterin der gesamten Einrichtung Sister Lydia und die Heimleiterin Sister Mary Carambo begrüßen uns sehr herzlich. Es sind gerade Ferien und deshalb macht das Heim nicht nur einen wohl geordneten, sondern auch einen sehr ruhigen Eindruck.

Um sieben sitzen wir bei den Schwestern zum Abendessen, es schmeckt ausgezeichnet und wir reden noch lange über alles mögliche. Bedingt durch die Hitze drinnen und die Moskitos draußen gehen aber dann doch alle bald ins Bett.