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Die Schule bringt Früchte

Um sechs Uhr machen wir uns schon auf den Weg, um auf den kleinen Berg Mugila zu gehen und dort den Sonnenaufgang zu erleben. Da auch Emmanuel, Berna, Juliette, Florence und Pius mitgehen, sind wir eine größere Gruppe und alle sind bester Laune. Am Fuße des Bergs kommt noch ein Führer zu uns, der ungefähr zwölf Jahre alt ist, und weil sie gerade Zeit haben, laufen noch ein paar kleinere Kinder mit. Der Kleinste ist vielleicht sechs Jahre alt und läuft den Berg barfuß hoch.

Der Aufstieg dauert nur eine knappe halbe Stunde und dann können wir den Sonnenaufgang genießen und die unglaubliche Aussicht, die man von hier oben hat. Das Gelände ist sehr flach, immer wieder unterbrochen von kleinen Hügeln – von oben sieht das alles aus wie ein großer Park.

Auf dem Weg bergab kommen wir an ein paar einzelnen Hütten vorbei und Berna zeigt uns, wie man aus Shea-Nüssen Shea-Öl gewinnt,  das zum Kochen, zum Verfeinern von Speisen, aber auch zur Hautpflege verwendet wird.

Nach dem Frühstück fahren wir in die Schule und fangen schon mal an, die geplante Live-Schaltung nach Unterneukirchen vorzubereiten. Unterbrochen wird das Ganze, weil die Fahnen aufgezogen werden, was offensichtlich ein tägliches, fast militärisch anmutendes Ritual ist. 

Hauptprogrammpunkt für den Vormittag ist aber das Treffen mit den Stipendiaten. Eigentlich hätten die jungen Leute schon Ferien, sie sind aber noch in der Schule, um uns zu treffen und von den 28 Auszubildenden fehlt kein einziger.

Markus, Emmanuel, Vivian, Florence und ich sitzen zunächst mit den Auszubildenden für die Landwirtschaft zusammen und es ist sehr beeindruckend, wie sich die schüchternen jungen Leute, die noch im Januar bei unserem ersten Treffen so verschreckt waren, dass sie kaum einen Satz über die Lippen brachten, entwickelt haben. Sie berichten, was sie inzwischen alles gelernt haben über die Anzucht von Gemüse, das Ausbringen von Setzlingen und die weitere Pflege der Pflanzen. Sie erzählen aber auch, wie sie sich bereits in ihrem ersten Term hier verändert haben und welche Pläne sie für die Zukunft haben.  Alle wollten nach der zweijährigen Ausbildung weitermachen und Tierarzt oder Agricultural Officer werden, sie sprachen aber auch davon, dass sie ihr Wissen an andere weitergeben wollten und dass sie sehr dankbar sind und später auch anderen helfen wollen, die Unterstützung benötigen. Wir waren sehr bewegt von ihren Erzählungen.

Am Ende dieser Sitzung überreichten wir noch die Samen, die vom Schaugarten Seeshaupt für die Schule mitgeschickt wurden. Von dort erhalten wir auch die Finanzierung von zwei Stipendiaten für die landwirtschaftliche Ausbildung.

Genauso positiv ist unser Eindruck von den Maurern, wobei auch eine Maurerin in der Gruppe war. Sie sagten Sätze wie: „I want to become an engineer and IT MUST HAPPEN“ oder einer sagte uns und vor allem sich selber schon vor, wie sich sein Name mit dem Titel Engineer anhören würde. Sie erzählen auch davon, wie sie ihr Wissen zu Hause und im Dorf schon einsetzen konnten. 

Insgesamt ist dies ein sehr berührender Vormittag und wir spüren, dass die Schule auf dem richtigen Weg ist und bereits wertvolle Früchte bringt.

Nach einem Mittagessen im Guesthouse setzen wir unsere Vorbereitungen für die Live-Schaltung fort. Die Fernbedienung für den neuen Beamer, den wir mitgebracht haben, hat keine Batterien, also müssen noch welche besorgt werden. Der Internet-Provider, mit dem man hier eigentlich den besten Empfang hat, hat landesweit Probleme, deshalb können wir den Router der Schule nicht nutzen, sondern es muss über Handy gehen, womit wir ein etwas wackliges Netz haben, aber es geht irgendwie. Um den Beamer anzuschließen, benötigen wir ein langes Verlängerungskabel. Pius bringt eines, das keine Stecker hat, sondern an beiden Enden schauen die Drähte raus. Also kommt auch gleich noch ein Elektriker der das alles irgendwie zusammenschließt. Wir wollen nicht so genau wissen, wie. Für den Beamer ist es zu hell draußen, also versuchen, Emmanuel und ein paar Männer von der Baustelle noch schnell mit ein paar Stangen und einer Plane ein Dach zu bauen, wir lassen das mit dem Beamer aber dann sein.

Um vier Uhr ist es dann soweit. Die Seniorinnen und Senioren in Unterneukirchen sitzen bereit und Markus und ich erklären, wo und warum wir hier sind. Die Auszubildenden haben einige Lieder und Tänze vorbereitet und sie versprühen bei ihren Aufführungen eine unglaubliche Energie. Für meine hundertjährige Mutter singen sie „Zum Geburtstag viel Glück“ … sie hat zwar nicht Geburtstag, freut sich aber, wie mir meine Schwester später berichtet, trotzdem drüber.

Am Ende der Live-Übertragung überreicht uns Markus noch einen Scheck über 2.500 Euro für Stipendien, für die er uns dauerhafte Unterstützung zugesagt hat.

Trotz aller technischen Schwierigkeiten konnten wir hoffentlich doch einen kleinen Eindruck aus Uganda übermitteln und den älteren Herrschaften eine kleine Freude machen.

Nach einer schnellen Dusche im Guesthouse führt uns Pius noch über den Montagsmarkt von Adilang und dann sind wir zum Abendessen bei Bernas Eltern eingeladen. Ich unterhalte mich lange mit Bernas Vater, der trotz seines Alters noch gut über unsere Schule informiert ist und auch Emmanuels Vater kommt, der nun auch schon 86 Jahre alt ist. Er hat uns mit seiner Familie vor zwei Jahren das Grundstück für die Schule geschenkt und freut sich, uns wiederzusehen. Wir werden bestens versorgt und genießen den wunderbaren Abend.

2 Gedanken zu „Die Schule bringt Früchte“

  1. Lieber Albert. Beim Lesen dieses Beitrags konnte ich den Esprit und die Freude am Erfolg eurer Initiative spüren. Es freut mich, dass euer ehrenamtliches, unermüdliches Engagement „Früchte trägt“.
    Die positive Entwicklung und der Ehrgeiz der jungen Menschen wird wohl für dich und deine Mitstreiter eine große Motivation und Bestätigung sein, dass eure Mühe nicht umsonst ist.
    Man kann euch hierfür nur allen Respekt zollen!

    1. Liebe Brigitte, ja, es ist schön zu sehen, dass sich nicht nur der bauliche Teil der Schule bestens entwickelt, sondern dass auch die Entwicklung unserer Schüler offensichtlich gut gelingt. Vielen Dank für dein aufmunterndes Feedback!

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