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Ankunft in Entebbe – fast perfekt, aber dann …

Der Wecker klingelte um halb drei – 2.30 Uhr – das liest sich ungemütlich und ist es auch. Aber egal, wenn man sich auf den Weg nach Afrika macht, ist man schnell wach. Die Koffer mit der ganzen wertvollen Ladung habe ich gestern noch fertig gemacht und so sind es heute nur noch wenige Handgriffe, bis alles im Auto verstaut ist. 

Anfahrt zum Flughafen – Flug nach Brüssel – Weiterflug nach Kigali und schließlich nach Entebbe – alles klappt dieses Mal problemlos. Kein ausgefallener Bordcomputer wie beim letzten Mal und kein kaputter Flugzeugreifen wie beim vorletzten Mal.

Meine Reisebegleiter sind gestern schon über Doha geflogen und hatten nicht so viel Glück. Da irgendjemand ohne Kontrolle in den Sicherheitsbereich des Münchner Flughafens gelangt war, wurde das Terminal geräumt und es dauerte einige Stunden, bis der Flieger dann doch abhob. Am Ende kamen sie aber auch wohlbehalten in Entebbe an und bezogen ein Hotel in Kampala, wo wir sie morgen Abend treffen werden.

Bis hierher habe ich schon im Flieger geschrieben und es klappte auch alles perfekt, bis nur noch eine letzte Hürde zu überwinden war: Die Koffer mussten für den Zoll gescannt werden. „You have some electronics with you … open the suitcase …“ Der zuständige Officer machte ein sehr ernstes Gesicht und auch die Lady daneben ließ sich nicht dadurch beeindrucken, dass die Ausrüstung für unsere Berufsschule bestimmt war. Zwei Notebooks und vier Tablets wollten sie nicht einfach durchlassen. Die Frau deutete mir zu folgen und ich musste in den Bereich, in dem der Zoll tätig war – eine kleine Halle überfüllt mit allen möglichen Waren und wild gestikulierenden Menschen, heiß und stickig.

Eine junge Frau in Uniform nahm mich in Empfang und ich musste noch einmal erzählen, was ich dabei hatte. Nur gut, dass sie sich nicht für die Kameras und den Beamer interessierte. Nach viel Hin und Her – ich war inzwischen in Schweiß gebadet – sagte sie mir, ich müsste etwas mehr als 600.000 Uganda-Schillinge Zoll bezahlen, also ungefähr 150 Euro. Sie schien überzeugt, dass dies ein sehr faires Angebot sei und ich versuchte dann auch nicht, den Eindruck zu erwecken, dass ich mich in den Zollbestimmungen Ugandas besser auskennen würde als sie.

Sie schickte mich dann zur Kasse, die aufgrund des ganzen Durcheinanders in der Zollhalle kaum zugänglich war. Die Kassierin saß, warum auch immer, auf dem Boden und man sah nur immer ihre Hand nach oben kommen. Ich vermutete mal, dass irgendein Kabel zu kurz war oder sie hatte einfach nur keine Lust zu stehen. Den fälligen Betrag in 20.000 Schillingschienen abzählen musste ich auch am Fußboden, weil es nichts gab, wo ich das Geld hätte hinlegen können. Am Schluss hatte ich zwei Hände voll verbeulte Scheine, die ich der Kassierin als großes Knäuel in die Hand drückte. Sie zählte es sorgfältig und anstatt Wechselgeld bekam ich ein amüsiertes Lächeln und ein Winken, das recht eindeutig zum Ausdruck brachte, dass die Transaktion für sie abgeschlossen war. 

Nachdem die Quittung noch zweimal kontrolliert und abgestempelt war, konnte ich endlich losziehen. Wie war ich froh, am Ausgang Emmanuel und seine Frau Berna zu sehen, die auf mich warteten. Ich wurde sehr herzlich in Empfang genommen. Die beiden hatten sich schon Sorgen gemacht, aber Emmanuel hatte schon geahnt, dass ich im Zoll hängen würde. Sie erzählten mir, dass Bernas Vater, als er von Kanada zurückkam, seinen großen Computerbildschirm mitbrachte und dafür auch kräftig zahlen musste. Es lag also nicht nur an meinem wenig ausgeprägten Verhandlungsgeschick.

Sie brachten mich in die African Roots Lodge, in der wir schon öfter waren, und – es war inzwischen kurz vor Mitternacht –, damit ich das traditionelle Ankunftsbier nicht alleine trinken musste, blieben die beiden noch.

Mitternacht begann Bernas Geburtstag und so konnten wir noch gratulieren und auf sie anstoßen. Dann war es aber genug und ich fiel ins Bett.

6 Gedanken zu „Ankunft in Entebbe – fast perfekt, aber dann …“

  1. Ein sehr anschaulicher Bericht, und gut erkennbar das Du auch schweißgebadet Deinen Humor nicht verloren hast.
    Schau in Deine E-Mails ….. Du findest dort ein Trostpflaster.

    Alles Gute für die weitere Reise !

    Gruß aus Würzburg
    Traudl

  2. Wenn man es positiv sieht…….dann hat das Ganze auch einen gewissen Lerneffekt für die Zukunft. Das Bier hast Du Dir jedenfalls mehr als verdient.

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