Heute ist Tag der Abreise aus Adilang, Aber um halb sieben wollen wir uns zunächst einmal treffen, um auf den Adoma zu gehen, also den Berg, nach dem das Guesthouse benannt ist und der einen so schönen Hintergrund für das Schulgelände bildet. Wir müssen also um sechs Uhr aufstehen – zu dieser Zeit ist es noch stockdunkel – und leider ist der Strom ausgefallen. Das macht die Morgentoilette und die Vorbereitung für die Wanderung nicht leicht, aber glücklicherweise habe ich eine Stirnlampe dabei.
Irgendwie schaffen es aber alle und wir können los. Es dauert noch etwas, bis wir alle Wanderer und die Führer eingesammelt haben. Als wir losgehen, laufen wir in einem Pulk von Kindern, aber nach ungefähr eine Kilometer biegen die Kinder ab, weil sie auf das Feld zum Arbeiten müssen. Heute ist Feiertag in Uganda, aber ich bezweifle dass ansonsten alle in der Schule wären..

Auf den Adoma hinauf müssen wir ungefähr 500 Höhenmeter zurücklegen und der Weg ist durchaus beschwerlich. Wir müssen alle ordentlich schwitzen. Unsere Wanderrgruppe umfasst immerhin ungefähr 15 Personen, unter anderem den Bürgermeister Santo Sans. Begleitet werden wir von mehreren Soldaten, die, wie wir inzwischen gelernt haben, die Viehdiebstähle der Karamoja eindämmen sollen und, weil sie sowieso da sind, auf uns aufpassen, was für sie eine nette Abwechslung zu sein scheint.

Interessant ist das Schuhwerk einiger Leute. Die einheimischen Führer gehen in Flip-Flops – sicher eine bergtaugliche Version – und Florence, die Projektkoordinatorin von Dongo Paco geht, nachdem sie Ihre Schuhe drücken, einfach barfuß. Das ist durchaus bemerkenswert, da es für den Großteil der Strecke keinen wirklichen Weg gibt, sondern wir uns durch viel Gestrüpp mit sehr stacheligen Pflanzen bewegen.

Nach viel Anstrengung sind wir auf dem Gipfel, von wo man einen wunderbaren Ausblick in alle Richtungen hat. Besonders schön ist, dass wir von hier deutlich das Adilang VTI sehen können. Georgs Fotos scheinen wie Luftaufnahmen zu sein.



Bergab geht es denselben Weg, was nicht weniger beschwerlich ist. Ausgedehnte Passagen sind verkohlt, sodass wir alle nicht nur sehr verschwitzt, sondern auch etwas rußverschmiert unten ankommen. Wir freuen uns nun richtig auf eine Dusche. Unglücklicherweise funktioniert im Guesthouse zwar inzwischen der Strom, aber nun gibt es kein Wasser mehr. Die Wassertanks müssen aufgefüllt werden, was aber in etwas mehr als einer halben Stunde erledigt werden kann. So waschen wir zunächst nur an einem Tank unsere Hände und frühstücken in der Zwischenzeit.
Dann wird gepackt und ich übergebe alle mitgebrachten Sachen an Vivian und Berna zur weiteren Verteilung. Für die Berufsschule haben wir Schnieidermaterial und sogar eine elektrische Nähmaschine dabei, sowie Samen, Schreibzug und Spiele. Für die Not leidenden Kinder, insbesondere von jungen Müttern, haben wir sehr viel Kinderkleidung und -schuhe dabei und auch Gummistiefel für die Älteren. Einiges an medizinischer Ausrüstung und Verbandsmaterial wird zischen der Schule und dem kleinen Krankenhaus aufgeteilt. Im Namen der Empfänger bedanken sich die Damen ganz herzlich bei allen Spendern und sie versprechen auch, uns nach der Verteilung Hinweise zu geben, was weiterhin am meisten benötigt wird.
Wir wollen das Krankenhaus, oder genauer gesagt die medizinische Station, auch noch besuchen und nehmen die entsprechenden Sachen gleich mit. Ein Arzt namens Patrick begrüßt uns und zeigt uns die Station, die von einem Amerikaner gestiftet wurde und einen sehr gepflegten Eindruck macht. Im Gegensatz zu staatlichen Krankenstationen werden Leistungen hier günstiger angeboten und die Qualität der Pflege ist sehr gut. Deswegen kommen auch Menschen aus größerer Entfernung hierher. Mit unserem Adilang Vocational Institute gibt es eine Reihe von Ansatzpunkten zur Zusammenarbeit, zum Beispiel das Pflanzen von Bäumen auf dem Krankenhausgelände oder die Versorgung mit gesundem Gemüse, in der Gegenrichtung benötigen Personal und Schüler auch medizinische Versorgung. Georg erfragt auch noch, welche Art von Sachspenden sinnvoll sein könnten.

Dann müssen wir uns noch bei der Familie von Emmanuel und auch bei der Familie von Berna verabschieden. Alles andere wäre unhöflich und es geht auch nicht, ohne zumindest für zehn Minuten in einem Kreis zu sitzen und sich zu unterhalten.

Am Schluss geht es noch zum Bürgermeister Santo Sans für eine kurze Verabschiedung. Er kündigt dabei an, dass er im Gemeinderat vorschlagen wird, einige Straßen nach uns zu benennen, was wir etwas amüsiert zur Kenntnis nehmen. Auf seinem Schreibtisch steht ein Kalender der AVTI, in dem auch Fotos von uns zu sehen sind.

Damit sind alle Pflichten erfüllt und wir können starten. Da es inzwischen nach zwei Uhr ist, beschließen wir, dass nur Emmanuel und Berna nach Gulu fahren, während alle anderen direkt über Lira ins Kinderheim St. Clare fahren. Dort werden uns Emmanuel und Berna morgen früh wieder abholen.
Die Fahrt bietet viel Möglichkeit zum Schauen, ist aber ansonsten unspektakulär. Dass bei einem Tankstopp noch schnell ein Reifen an unserem Fahrzeug geflickt wird, ist kein großes Thema – nach zehn Minuten ist alles erledigt.
Gegen halb sieben kommen wir im Kinderheim St. Clare an. Die Schwestern begrüßen uns sehr herzlich. Sister Mary Carambo und Sister Lilian kennen Robert und ich ja bereits, die Leitung hat vor einigen Monaten Sister Lydia übernommen, die wir nun erst kennenlernen.

Wir beziehen unsere Zimmer und nutzen dann die Zeit, bis es dunkel wird, zu einem Spaziergang auf dem Gelände des Kinderheims. Sister Lilian übernimmt die Führung. Es ist derzeit sehr ruhig, weil fast alle Kinder zwischen den Terms für einige Zeit zu Hause sind. Die Schwestern sagen, dass sie die Kinder sehr vermissen.

Dann ist auch schon Zeit zum Abendessen. Es ist sehr reichlich und schmeckt wie immer köstlich. Bei einigen Bier sowie interessanten und amüsanten Gesprächen mit den Schwestern auf der Terrasse klingt der Abend aus.
