Den Tag nach dem großen Fest ließen wir gemütlich angehen. Wir hatten uns erst um halb neun zum Frühstück verabredet. Für den Vormittag waren nur eine Abschlussbesprechung und einige Übergabeaktivitäten vorgesehen und nach dem Mittagessen wollten wir gegen 13 Uhr in den Kidepo Valley-Nationalpark aufbrechen.
Wie so oft war der terminliche Ablauf ein bisschen anders. Emmanuel hatte auf der VTI-Baustelle zu tun, während wir anderen im Guesthouse warteten, sodass ich Zeit hatte, den Blog fortzuschreiben.
Gegen halb drei kam Emmanuel zurück und gab die Parole aus, dass wir um drei Uhr abfahren wollten. Das klappte dann tatsächlich einigermaßen gut, weil wir mehr oder weniger schon auf gepackten Koffern saßen. Berna fuhr auch mit.
Die Strecke, die wir zu fahren hatten, betrug nur gut 140 Kilometer, aber die geplanten vier Stunden waren dann auch erforderlich, um dort anzukommen, obwohl wir mit Mesogge einen exzellenten Fahrer haben.
Wir hatten Zimmer in der Savanna Lodge gebucht, wobei Zimmer nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Wir schliefen in großen Zelten, in der ersten Nacht in der Komfort-Version, das heißt, das Zelt war etwas größer als das Doppelbett und wenn man hinten aus dem Zelt rausging, kam man in einen kleinen Sanitärbereich. Weil diese Zimmer für die folgende Nacht belegt waren, mussten wir dann in die einfachere Version umziehen, nämlich in Zelte, in denen man um das Bett gerade noch herumgehen konnte und mit Gemeinschaftsdusche und -toilette in einiger Entfernung, aber wir kamen auch damit recht gut zurecht.
Leider war unsere kleine Reisegruppe gesundheitlich etwas angeschlagen. Dies reichte von einem leichten Grummeln im Bauch bis hin zu einer intensiven Magen-Darm-Verstimmung, mit der man eigentlich nur noch liegen mochte.
Nach dem Abendessen begaben wir uns zur Ruhe, wobei für mich das beeindruckendste der klare Sternenhimmel war. Hier draußen, wo man in der Nacht eine Stirnlampe braucht, um vom Restaurant der Lodge ins Zelt zu kommen, hat man den Eindruck, es gäbe plötzlich viel mehr Sterne. Wunderschön!
Am nächsten Tag saßen wir schon um sechs Uhr bei Frühstück, um gegen halb sieben, wenn das Tor der Lodge geöffnet wurde, bei den ersten zu sein, die losfuhren. Das Eingangstor zum Nationalpark, wo man Eintritt zu bezahlen hatte, war nur wenige hundert Meter entfernt. Von dort mussten wir dann noch einige Kilometer weiterfahren, um zu der Stelle zu kommen, wo wir unseren Ranger aufsammelten. Er hieß Silvano und wir mochten seine Art, alles zu erklären, sehr.
Die morgendliche Tour war sehr beeindruckend. Neben der Tier- und Pflanzenwelt ist die Landschaft ein echtes Highlight. Man sieht rundherum sehr weite Savanne, trotzdem ist die riesige Fläche für das Auge sehr angenehm gegliedert mit kleinen Erhebungen und Flusstälern, bevor dann am Horizont höhere Berge die Szenerie begrenzen.

Der Kidepo Valley-Nationalpark ist bekannt für seine großen Büffelherden und wir sahen tatsächlich tausende davon. Ziemlich zahlreich und natürlich beeindruckend sind die Elefanten. Es macht Spaß sie zu beobachten, obwohl sie realistischerweise für Parkbesucher, die größte Gefahr darstellen. So sollte man zum Beispiel tunlichst vermeiden zwischen eine Elefantenmutter und ihr Kind zu geraten. Wir lernten, dass die Schwangerschaft bei Elefanten 22 Monate dauert und dass sie täglich 300 Kilo an pflanzlichem Futter vertilgen.
Zum ersten Mal sah ich Zebras, die des öfteren vor unserem Auto die Straße querten, sodass wir ihre elegante Art gut beobachten konnten. Sehr oft sieht man Antilopen, die ein sehr professionelles System der Wache haben. Männliche Tiere stehen auf kleinen Erdhügeln und beobachten die Umgebung, damit die anderen Tiere in Ruhe grasen können. Sollte sich ein Feind nähern, werden alle gewarnt und ergreifen die Flucht. Eine Schicht dauert geschlagene sechs Stunden und man merkt den Tieren an, dass sie hochkonzentriert sind. Einmal sahen wir einen größeren und sehr nahe einen kleineren Wächter. Unser Ranger erklärte uns, dass dies Vater und Sohn wären und der junge Antilopenmann wohl in der Ausbildung wäre.
Wir sahen viele Wasserböcke, bei denen die Herden, die wir sahen, aus einem männlichen Tier und vielen weiblichen Tiere bestanden. Wir erfuhren, dass für die Fortpflanzung immer nur das größte und kräftigste männliche Tier zum Zug kommt, während die anderen Männer solange trainieren, bis einer in der Lage ist, den Chef zu besiegen und damit abzulösen.
Zahlreich unterwegs waren die Warzenschweine, wobei vor allem die kleinen Ferkelchen sehr süß anzuschauen sind, viele Schakale, und in ganz weiter Entfernung ein paar Giraffen.
Interessant war, dass verschiedene Tierarten oft zusammen grasten. Es gibt Tierarten, die sehr gut hören, solche, die sehr gut sehen, und solche, die sehr gut riechen. In Kombination können sie so nahende Feinde früher ausmachen.
Es gab natürlich auch eine Menge Vögel, zum Teil erfrischend bunt, am auffallendsten aber die Geier, die immer wieder auf Bäumen Ausschau hielten.
Einen Löwen bekamen wir nicht zu Gesicht, obwohl mir mehrere Felsen anfuhren, auf denen sie gerne schlafen, sogenannte Lions Rocks. Löwen schlafen am Tag sechzehn bis zwanzig Stunden und sind deshalb nicht allzu lange unterwegs. Außer das eine oder andere Gebrüll in der Nacht bekamen wir von ihnen nicht allzu viel mit.
An einem dieser Felsen wusste Silvano schon vor der Ankunft, dass wir nicht erfolgreich sein würde, da eine Menge Affen auf dem Felsen herumturnten, was sie nicht wagen würden, wenn der König der Savanne anwesend wäre.

Auch die Vegetation in der Savanne ist sehr reichhaltig, wobei wir uns die Namen der Bäume nicht merken konnten – mit einer Ausnahme. Ein Baum mit langen, länglichen Früchten wird laut Silvano Leberwurstbaum genannt. Die Elefanten essen diese Früchte und werden etwas betrunken davon. Silvano nennt den Baum deshalb auch Elefantenbierbaum.

Nach einigen Stunden anstrengender, aber sehr erlebnisreicher Fahrt kehrten wir für eine lange Mittagspause in die Savanna Lodge zurück und wiederholten das Ganze gegen Abend bei nachlassender Hitze. Am dem Punkt, an dem wir unseren Ranger wieder absetzten, war ein hölzerner Aussichtsturm, auf den wir uns – es war inzwischen stockdunkel – mit einem Bier setzten und zum Teil auch legten, um den Sternenhimmel noch einmal zu genießen.
Kurz vor neun waren wir zurück in der Lodge und mussten uns dann etwas beeilen, um noch Abendessen zu bekommen, bevor wir todmüde ins Bett fielen.