Zum Inhalt springen

Vorbereitung auf das große Fest (23. Januar)

Der Montag stand im Zeichen der Vorbereitung für die am nächsten Tag stattfindende Einweihung der VTI. Emmanuel war den ganzen Tag am Organisieren und wir hatten auch vielerlei Aufgaben.

Heike unterrichtete vormittags und nachmittags in ihrer Häkelgruppe und obwohl die Frauen offensichtlich sehr viel Spaß hatte, war es ziemlich anstrengend für sie. Aber sie kamen gut voran, und die meisten der Frauen häkelten in der dreistündigen Pause zwischen den zwei Kursblöcken einfach weiter, wobei sie aber auch mit Essen versorgt wurden.

Wir hatten uns vorgenommen, für einige unserer Sponsoren Grußbotschaften aufzunehmen. Wir engagierten dazu Brian, den Architekten, der gleichzeitig ein hochprofessioneller Fotograf ist, und Patrick, den Schulleiter, der zusagte, die Texte zu sprechen. Brian war ganz unabhängig davon, damit beschäftigt, einen längeren Film über die VTI und die Einweihungsfeierlichkeiten zu drehen. Für diesen Film wurde ich wie einige andre auch, gebeten, ein Interview geben.

Für mich war eine weitere Hausaufgabe, eine kleine Rede für den folgenden Tag vorzubereiten, denn immerhin konnte man dem offiziellen Programm für die Einweihung entnehmen, dass dies von mir erwartet wurde.

Der Tag, den wir bis auf das Mittagessen in der VTI verbrachten, verging wie im Flug. Schon kurz nach fünf mussten wir zurück ins Guesthouse, um rechtzeitig bei Bernas Eltern zu erscheinen, wo wir abends eingeladen waren, um die „Elders“ zu treffen. Wir waren auf sechs Uhr verabredet und schafften es auch mehr oder weniger pünktlich. Vor dem Haus waren im Kreis Stühle aufgestellt, auf denen zunächst nur der Vater von Emmanuel und Bernas Väter saßen, während auf einer Decke ungefähr zwanzig Frauen saßen, die wohl fast alle Bernas und Emmanuels Mütter waren.

Die Verwandtschaftsbezeichnungen in Uganda sind für uns immer noch kaum zu durchdringen. Sicher verstanden haben wir inzwischen, dass der Vater und alle seine Brüder als Väter bezeichnet werden. Alle Frauen von Vätern sind Mütter und auch alle Schwestern des Vaters und der Mutter sind Mütter. Die Männer der Schwestern der Mutter sind aber Uncles und die Frauen der Brüder der Mutter sind Aunties —- oder so ähnlich.

Ich fragte Emmanuel dann noch, wie er mit Francis, dem zweiten Vorstand von Dongo Paco verwandt ist. Die Antwort, dass Francis sein Onkel ist, überraschte mich etwas, da Francis viel jünger ist als Emmanuel. Der Grund dafür ist, dass jeder Sohn eines Onkels wieder Onkel ist und auch dessen Söhne, was die Verwandtschaftsverhältnisse nicht unbedingt übersichtlicher macht.

Wir winkten nur freundlich und nahmen Platz. Emmanuel begrüßte seine Väter per Handschlag, aber den Müttern winkte er auch nur zu, da die Mütter von Berna und seine Mütter gemischt saßen und er nach ugandischer Tradition von seiner Schwiegermutter Abstand halten muss. Bernas Bruder Makhmot, ein Anwalt, der schon Abgeordneter im Parlament von Uganda war, und ihre Schwester Harriet, die Anwältin ist und Kanzleien in Gulu und Kitgum betreibt, setzten sich in den Kreis. Harriet ist inzwischen Mitglied im Vorstand von Dongo Paco, während Makhmot derjenige war, der als Anwalt die Gründung von Dongo Paco vorgenommen hat. Später kamen auch noch die drei Bürgermeister des Orts mit drei gleichen Motorrädern angefahren – vielleicht Dienst-Motorräder.

Wieder einmal saßen wir mindestens eine Stunde, ohne dass viel passierte, wobei wir dieses Mal aber gut mit Getränken versorgt wurden. Irgendwann, es war inzwischen ziemlich dunkel, wurde dann Essen aufgebaut und ich musste, weil ich als Oberhaupt der Gäste eingestuft wurde, wieder einmal als erster an das Buffet gehen, was mir jedes Mal ziemlich peinlich ist. Es macht aber auch keinen Sinn, sich lange zu sträuben, weil dann alle anderen auch nicht hätten essen können.

Nach dem Essen übernahm es dann Makhmot, uns die Runde der Gastgeber vorzustellen und Emmanuel erzählte einiges über uns, aber auch über das Schulprojekt. Ich musste natürlich auch noch ein paar Sätze sagen, es reichte aber, mich im Wesentlichen für die Gastfreundschaft zu bedanken.

Danach wurde die Veranstaltung etwas lockerer, Harriet setzte sich zu Heike und mir und wir hatten ein langes, intensives Gespräch, bei dem wir viel über das Leben in Uganda und die Familienverhältnisse erfuhren, während sich Robert, Gregor und Ute glänzend mit Makhmot unterhielten. Irgendwann saß Heike dann mitten unter den Müttern auf der Decke und hatte ein Baby auf dem Arm. 

Gegen elf waren wir zurück im Guesthouse und gingen gleich ins Bett, weil uns ein anstrengender Tag erwartete.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert