2.15 Uhr – eine sehr unchristliche Zeit, um vom Wecker aus dem Schlaf gerissen zu werden …
Drei große Koffer und eine Kiste mit Ausrüstung für die Schule einschließlich Spielsachen und Schreibzeug, jeweils mit 23 kg zuzüglich Messtoleranz, sind schon im Auto. Eine mobile Behandlungsbank, die in erster Linie als zusammenklappbare Krankenstation dienen soll, mit Nähutensilien für die Schneiderausbildung ebenfalls bis knapp über das zulässige Gesamtgewicht aufgefüllt, habe ich schon zu Robert und Ute gebracht und kommt somit aus dieser Richtung und Gregor hat neben seine persönlichen Sachen 12 Kilo Süßigkeiten in seinen Koffer gepackt.
Wir müssen also nur noch das Handgepäck endgültig fertig machen, bestehend aus einen Bordtrolley, den Heike auch mit Utensilien für die Schule gefüllt hat, einen Rucksack, der neben unseren persönlichen Sachen, etwas Verpflegung auch noch ein Kilo Haribo für Heikes Häkelkurs enthält, sowie Heikes Handtasche und eine Jacke, die sie über dem Arm trägt, weil sie nicht mehr im Koffer Platz hatte.
Im Haus versorgen wir noch die letzen Kleinigkeiten, dann geht’s los. Um halb fünf sind wir in Hallbergmoos am Parkplatz, von wo uns ein Shuttle zum Flughafen fährt. Beim Check-In treffen wir schon Gregor und später am Gate Robert und Ute. Alle sind früh aufgestanden, aber wir sind alle guter Dinge und in freudiger Erwartung auf unser gemeinsames Abenteuer.
Wir fliegen zunächst nach Brüssel und steigen dort in den Flieger nach Entebbe. Gregor versucht beim Umsteigen eine Kleinigkeit zum Frühstück zu besorgen, scheitert aber, weil er zu lange anstehen müsste. Immerhin kann Ute sich mit Kaugummi versorgen – eine kleine Box für 7,10 Euro, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Der Flug ist zunächst unspektakulär, zieht sich aber natürlich. Es sind ziemlich viele Babys an Bord, die abwechselnd die Geräuschkulisse prägen, aber so ist es eben und wir sind nur froh, dass wir nicht für das Beruhigen der Kinder zuständig sind. Das Mittagessen ist für ein Flugzeugessen ganz in Ordnungen as Abendessen ist mit einer kleinen Pizzaschnitte eher dürftig. Gregor vermisst dann doch noch einmal das ausgefallene Frühstück.
Der Flug, den wir gebucht haben, geht zunächst an Uganda vorbei, nach Burundi, wo Passagiere ein- und aussteigen, danach nach Entebbe und schließlich wieder zurück nach Brüssel. Problem dabei war nur, dass die Techniker in Bujumbura feststellten, dass ein Flugzeugreifen kaputt war. Die erste Durchsage war, dass es eineinhalb Stunden dauern würde, um den Reifen zu wechseln. Am Ende waren es zwei Stunden, die zum geplanten Aufenthalt von einer Stunde dazu kamen. Obwohl wir froh sein mussten, dass beim Landen nichts passiert war und dass wir trotz allem noch in der Nacht nach Entebbe fliegen konnten, waren die drei Stunden doch gefühlt sehr lang.
Es war schon nach halb zwei, als wir in Entebbe landeten und es dauert dann immer mindestens eine Stunde, bis man die Gesundheitskontrolle passiert, die Pass- und Visakontrolle absolviert, das Gepäck entgegen nimmt und schließlich durch die abschließende Gepäckkontrolle durch ist. Wir hatten dabei noch den Vorteil, dass zumindest der Mann an der Gepäckkontrolle um diese Uhrzeit nicht mehr das geringste Interesse an uns hatte.
Endlich waren wir da! Und wie schön war es dann, Emmanuel und Berna zu sehen, die seit Mitternacht auf uns gewartet hatten. Wir wurden mit großer Herzlichkeit empfangen, die Damen bekamen sogar Blumen zur Begrüßung.
Es war nicht ganz einfach, unser ganzes Gepäck und einschließlich Fahrer acht Personen in den für die Woche geleasten Transporter zu bekommen, aber, wie wir es schon mehrmals in Afrika erlebt hatten, den Begriff „voll“ gibt’s nicht. Am Ende war alles verstaut und wir konnten immer noch bequem sitzen.
Um halb vier nachts kamen wir in unser Guesthouse, es brauchte ein paarmal Hupen, um den Angestellten, der auf uns wartete, zu aktivieren, aber dann konnten wir Gepäck ausladen, ein Ankunftsfoto machen und die Zimmer beziehen.

Emmanuel und Berna fuhren heim, aber uns fünf Reisenden war sofort klar, dass es nach diesem langen Trip noch eines Ankunftsbiers bedurfte. Wir waren alle froh, nach mehr als zwanzig Stunden hier zu sein, aber es war wunderschön, nun noch gemeinsam zu sitzen und die Ankunft zu genießen. Wie zu erwarten wollten auch alle gleich noch das WLAN-Passwort wissen und mit allen Gerätschaften online gehen, aber wir hatten auch viel Spaß zu dieser späten Stunde. Als wir ins Bett gingen, war es halb fünf.
Nach einigen Stunden Tiefschlaf sammelten wir uns gegen Mittag langsam zum Frühstück. Es gab Obst, Toast, Spiegel- und Rührei und wir freuten uns, an diesem wunderschönen Außenplatz zu sitzen und den Tag in Ruhe angehen zu lassen. Nach einiger Zeit kamen Emmanuel und Berna dazu und wir konnten den Tag besprechen.

Erste Station war die Shopping-Mall, in der wir auch bei unseren letzen Aufenthalt schon waren. Dort konnten wir SIM-Karten besorgen bzw. aufladen und Geld wechseln. Quer über die Straße war der Kunsthandwerkermarkt, wo wir schon ein paarmal eingekauft hatten, und Heike orderte für das übernächste Wochenende, an dem wir nach Entebbe zurück kommen, schon mal einiges, was für den Verkauf in Deutschland bestimmt ist.
Gleich hinter der Mall ist der Victoriasee, an dessen Ufer wir ein Stück entlang gingen und uns am Wasser auch zu einem ersten Bier niederließen. Bei einer kleinen Stippvisite am Fischmarkt waren für mich vor allem die Kormorane beeindruckend, die den Markt in der Hoffnung umkreisten, dass irgendwo ein paar Stücke abfallen würden. An den Verkaufsständen am See entlang erwarb Heike auch gleich noch einen Hut für die Eröffnungsfeier nächste Woche.
Weiter ging’s zur Firma von Emmanuel und Berna, die Rostwa heißt. Emmanuel hat zwölf Festangestellte und viele Mitarbeiter, die als Freelancer auf Baustellen arbeiten, in Summe ungefähr 80 Personen. Wir besichtigten die Räumlichkeiten der Firma, die sich seit Mai schon wieder etwas erweitert haben und waren amüsiert über fünf Willkommensgrüße für jeden einzelnen von uns, die wie Bilder im Eingangsbereich aufgehängt waren.
Inzwischen war es fünf Uhr nachmittags und somit war das gemeinsame Essen in der Firma, das ursprünglich als Mittagessen gedacht war, schon fast Abendessen. Ab fünf machten die Mitarbeiter von Rostwa im Freien Sport und Emmanuel erklärte uns, dass sie dies jeden Donnerstag tun würden. Eine nette Gepflogenheit!
Nachdem Heike, Berna und Ute noch aussortiert hatten, was sofort mit nach Adilang geht und was erst dorthin gebracht wird, wenn der Schulbetrieb anfängt, brachte uns der Fahrer zurück in die Lodge.
Für den Rest des Tages war dann Ruhe angesagt, was wir alle nach der anstrengenden Anreise sehr begrüßten. Blog schreiben, duschen, noch eine Kleinigkeit essen, etwas Bier und dann schlafen. Morgen erwartet uns wieder eine komplett neue Umgebung